Ausstellung
bis 31. Januar 2025

bis 31. Januar 2025 in Berlin

„Die Verleugneten. Opfer des Nationalsozialismus 1933 – 1945 – heute“ ist von 12. Oktober 2024 bis 31. Januar 2025 im B. Place, Cora-Berliner-Straße 2, 10117 Berlin zu sehen. Die Ausstellung ist von Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Die Ausstellung erinnert an Menschen, die im Nationalsozialismus als „Asoziale“ und „Berufsverbrecher“ verfolgt wurden. Ihre Erfahrungen stehen im Zentrum. Zwischen 1933 und 1945 greifen Behörden und Polizei gesellschaftliche Vorurteile auf. Sie kontrollieren, drangsalieren und berauben Zehntausende ihrer Freiheit. Viele werden ermordet.

Die Bundesrepublik, die DDR und Österreich verweigern den Betroffenen eine Entschädigung. Ihre Unrechtserfahrungen werden verleugnet.

Im Februar 2020 entschied der Deutsche Bundestag: „Niemand saß zu Recht in einem Konzentrationslager, auch die als ‚Asoziale’ und ‚Berufsverbrecher’ Verfolgten waren Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft”. Im Zuge dieses Beschlusses beauftragte das Parlament die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und die KZ-Gedenkstätte Flossenbürg mit der Erstellung einer Ausstellung. Sie stellt eines der wichtigsten erinnerungspolitischen Vorhaben des Jahrzehnts in der Bundesrepublik dar.

Ab März 2025 ist die Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg zu sehen. Anschließend in Köln, Leipzig und Osthofen. Weitere Stationen sind in Planung.

Führungsangebot

Ab 12. Oktober 2024 bieten wir Gruppenführungen durch die Wanderausstellung an. Die Führungen können bereits vorab gebucht werden.

Außerdem findet vom 13. Oktober 2024 bis 31. Januar 2025 immer sonnntags um 13 Uhr eine kostenlose öffentliche Führung statt.

© Marko Priske
© Marko Priske
© Marko Priske
© Marko Priske

Besuch
Cora-Berliner-Straße 2

bis 31. Januar 2025 in Berlin

Adresse

B. Place, Cora-Berliner-Straße 2, 10117 Berlin
direkt gegenüber dem Denkmal für die ermordeten Juden Europas

Öffnungszeiten

Dienstag bis Sonntag von 10 bis 18 Uhr

In den Weihnachtsferien ist die Ausstellung zu folgenden Zeiten geöffnet:

24.-26. Dezember: 10-16 Uhr
27.-29. Dezember: 10-18 Uhr
30. Dezember: 10-18 Uhr
31. Dezember: 10-16 Uhr
1. Januar: 10-18 Uhr

Der Eintritt ist frei.

Führung

Die Ausstellung kann auch mit einer Führung besucht werden.

Öffentliche Führungen:

Vom 13. Oktober 2024 bis zum 26. Januar 2025 jeweils sonntags um 13 Uhr.
Kostenlos und ohne Anmeldung.

Dauer: 45 Minuten; Sprache: Deutsch, Einfache Sprache

Gruppenführungen:

Vom 12. Oktober 2024 bis zum 31. Januar 2025, für bis zu 25 Personen.
Gruppenführungen kosten 85 Euro; ermäßigt: 60 Euro.

Dauer: 45 Minuten; Sprache: Deutsch, Einfache Sprache

© Marko Priske
© Marko Priske
© Marko Priske
© Marko Priske

Begleitprogramm
in Berlin

mehr als nur eine Ausstellung

Die Ausstellung wird von einem Programm unterschiedlicher Formate begleitet, wie Theater, Lesungen, Diskussionen und Workshops.

Hier geht’s zum Überblick vergangener und zukünftiger Veranstaltungen:

Führung mit den Kuratoren © Harald Arends
Szenische Lesung von Hannes Schmid und Rafael Albert © Stiftung Denkmal, Foto Mike Schmidt
Dr. Axel Doßmann und Dr. Alexander Kranebitter im Gespräch über „Berufsverbrecher“ im Konzentrationslager Mauthausen © Stiftung Denkmal, Foto Mike Schmidt
Führung mit den Kuratoren © Harald Arends
Harald Hahn bei der Aufführung seines Theaterstücks
© Friederike Pescheck
Portraitfoto von Wilhelm Zorichta

Vom Heim ins K­Z

Vom Heim ins KZ

Wilhelm Zorichta

Wilhelm Zorichtas Eltern sind gehörlos und leben im Armenhaus. Er und seine Geschwister verbringen einen Teil ihrer Jugend in Fürsorgeheimen. Mit 19 Jahren entlässt das Heim Wilhelm Zorichta. Er geht zunächst keiner festen Tätigkeit nach, arbeitet gelegentlich auf Märkten und hat keinen festen Wohnsitz. Das genügt den Behörden, ihn als »asozialen Minderjährigen« in ein Jugend-KZ einzuweisen. Obwohl Wilhelm Zorichta in den Führungsberichten des Lagers als »ruhiger, disziplinierter Junge« und »gutmütiger Bursche« beschrieben wird, kommt er nicht frei.

Wieso wird Wilhelm Zorichta inhaftiert? Welche Auswirkungen hat die Einweisung ins Jugend-KZ für sein weiteres Leben?

Wilhelm Zorichta
1942, Wilhelm Zorichta. Aufnahme aus den Akten vom Wander­hof Herzogsägmühle
Quelle: Yad Vashem, YVA M.1.D/28 (p.218)
Portraitfoto von Anna Sölzer

Unter Kontrolle
der Polizei

Unter Kontrolle der Polizei

Anna Sölzer

Köln zu Beginn des Zweiten Weltkriegs: Die 22-Jährige Anna Sölzer arbeitet in der rheinischen Großstadt offiziell als Prostituierte. Sie muss zu regelmäßigen Kontrollterminen des Gesundheitsamtes erscheinen. Die Auflagen, unten denen sie arbeiten kann, werden immer rigider. Als sie den Kontrollen wiederholt nicht nachkommt, ordnet die Kriminalpolizei »polizeiliche planmäßige Überwachung« an. Die Polizei führt Anna Sölzer in ihren Akten mit dem Beruf »Sittendirne« und bezeichnet sie als »Asoziale«.

Welche weiteren Auswirkungen haben die Überwachung durch Gesundheitsamt und Polizei auf Anna Sölzer? Warum gilt sie als »asozial«?

Portraitfoto von Anna Sölzer
Anna Sölzer, 1941, Erkennungsdienst der Polizei
Quelle: Landesarchiv NRW – Abteilung Rheinland – BR 2034 Nr.1787
Aquarellbild »Detailansicht vom K.L. Dachau« von Georg Tauber

Kunst als Zeugnis

Kunst als Zeugnis

Georg Tauber

Georg Tauber ist ausgebildeter Werbezeichner – und er wird zum Zeichner der Verbrechen. Einige seiner Bilder sind erhalten, viele haben Szenen aus dem Konzentrationslager Dachau zum Thema. Er zeichnet viele Motive aus der unmittelbaren Zeit nach der Befreiung des Lagers. Die SS-Lagerverwaltung registriert Georg Tauber im März 1940 in Dachau als »asozialen« Häftling. Nachdem er den Terror des Lagers überlebt hat, wird Georg Tauber zum Chronisten der dortigen Erlebnisse. Doch die Anerkennung als NS-Verfolgter bleibt ihm verwehrt.

Wieso wird Georg Tauber als »asozial« verfolgt und ins Konzentrationslager gebracht? Und welche Rolle spielt die Bezeichnung als »Asozialer« für sein weiteres Leben?

Aquarellbild »Detailansicht vom K.L. Dachau« von Georg Tauber
Georg Tauber, »Detailansicht vom K.L. Dachau«, 1945. Bleistift und Aquarell. Szene nach der Übernahme durch die US-Armee.
Quelle: Privatbesitz
Passfoto von Franz Xaver Bremm

Auf sich alleine gestellt

Auf sich alleine gestellt

Franz Xaver Bremm

Franz Xaver Bremm verbringt sein gesamtes Leben auf einem Hof in der Nähe von Regensburg. Während seine Schwestern nach und nach wegziehen, wohnt er weiter bei seinen Eltern und unterstützt sie bei der landwirtschaftlichen Arbeit. Diese wiederum sorgen für ihren Sohn, der als geistig behindert gilt. Mitte der 1930er Jahre versterben die Eltern.

Mit über 50 Jahren ist Franz Xaver Bremm nun vollkommen auf sich allein gestellt. Ohne familiären Rückhalt zieht er auf der Straße umher und sucht als Knecht Arbeit in der Landwirtschaft.

Wie kann es sein, dass Franz Xaver als »Gewohnheitsbettler« von den Nationalsozialisten verfolgt wird? Wie verhält sich seine Familie?

Wanderbuch von Franz Xaver Bremm
1940, Wanderbuch von Franz Xaver Bremm.
Quelle: Personenakte Franz-Xaver Bremm, LKAN 11981 und 3174, Archiv Diakonie Herzogsägmühle

Jung, lebensfroh, verliebt in Swingmusik –
und eingewiesen ins Erziehungs­heim­?

»Schlurfmädel« gegen die Nazis

Franziska V.

Franziska V. tanzt gerne. Mit Freund/-innen besucht sie Tanzlokale im Vergnügungspark Wiener Prater. Sie halten sich in Kaffeehäusern auf, hören Jazzmusik oder Swing. Franziska V. gehört zu den »Schlurfs«.

Die »Schlurf«-Jugendlichen fallen durch ihre lässige amerikanische Kleidung und ihre selbstgedichteten Lieder auf. Franziska V. trägt einen kurzen Faltenrock und ein überlanges, sogenanntes amerikanisches Sakko; außerdem einen Hut in »Herrenfacon« und eine Krawatte. Die »Schlurfs« schreiben und singen Lieder, in denen sie die nationalsozialistische Gesellschaft verspotten.

Warum verfolgen die Nationalsozialisten eine Jugendliche wie Franziska V.? Wie reagiert ihre Familie auf all das?

Portrait von Fanny Vesela
Portrait von Franziska V.
Zeichnung: Michael Mallé

Zeuge seiner Zeit

Carl Schrade

Am 28. Juni 1946 tritt Carl Schrade in den Zeugenstand des von der US-amerikanischen Militäradministration geführten Flossenbürg-Hauptprozesses gegen SS-Personal und Funktionshäftlinge. Er ist ein ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers. An drei Verhandlungstagen gibt er Einblicke in das Flossenbürger Lagersystem, benennt Täter und deren Verbrechen.

Zahlreiche positive Aussagen von Mithäftlingen belegen, dass Carl Schrade seinen Einfluss als Kapo in der Krankenbaracke zugunsten der Gefangenen genutzt hatte. Dennoch greifen ihn die Anwälte der Angeklagten immer wieder an. Sie versuchen, seine Glaubwürdigkeit als Zeuge zu untergraben. Wiederholt wird er nach den Umständen seiner Inhaftierung und der Farbe seines Winkels befragt.

Wie kommt es, dass ein ehemaliger Häftling so scharf attackiert wird? Wie reagiert Carl Schrade auf die Anschuldigungen?

Carl Schrade als Zeuge während des Flossenbürg-Prozesses in Dachau
Juni 1946, Carl Schrade (rechts stehend) als Zeuge während des Flossenbürg-Prozesses in Dachau
Quelle: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg

Chronologie


In der Chronologie zeichnen wir die Verfolgung und die jahrzehntelangen Bemühungen der Verfolgten um Anerkennung nach.

»Niemand war

zu Recht in einem

Konzentrationslager.«

Die Verleugneten

Auch über 75 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs gibt es Leerstellen in der Erinnerungskultur Deutschlands und Österreichs. Das Leid zehntausender Frauen, Männer und Jugendlicher, die als »Gemeinschaftsfremde«, »Asoziale« oder »Berufsverbrecher« bezeichnet wurden, rückt erst allmählich ins öffentliche Bewusstsein. Sie wurden in Konzentrationslager gesperrt, in Heimen und psychiatrischen Anstalten festgehalten, viele von ihnen zwangssterilisiert. Erst 2020 erkannte der Deutsche Bundestag sie als Opfer des Nationalsozialismus an.

Weshalb wurden Menschen überhaupt als »Asoziale« und »Berufsverbrecher« verfolgt? Wer waren diese Menschen? Wer war an ihrer Verfolgung beteiligt? Warum verweigerten Staat und Gesellschaft ihnen so lange die Anerkennung als Opfer? Diese und weitere Fragen greift die Wanderausstellung der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas und der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg auf, die 2024 eröffnet wurde.

Diese Webseite begleitete im Vorfeld als Werkstatt diesen Prozess – und wächst weiterhin.

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